Liebesandacht, so muss ein Sommertag enden

Das ist eine Geschichte, die ich auf der alten Lilly im Jahre 2012 erlebt habe. Aber die damaligen Gefühle zu unserem Schiff, die Liebe zum Wasser und der immer wiederkehrende Genuss des Sommers finden nun auf unserer neuen Lilly ihre Fortsetzung.

Ein Lied an die schönste Zeit des Jahres.

 

 

 

Lillys Traum

Es ist Samstag. Ein heißer Sommertag im August.

Die Luft riecht nach Wasser und feuchter Erde.

Trotz der langen Trockenheit ist der Waldweg feucht und von einer wie mir scheint, sehr fruchtbaren Erde.

Anders als die vielen Sandwege in der Gegend, die gelb und verstaubt ihre Öde nicht verheimlichen können.

Aber dieser Weg, fast schwarz, saugt sich an meine nackten Füße.

Angenehm kühl ist es hier im Wald, die Erlen spenden mir  ihren Schatten.

Tiefgrüner Spitzwegerich  steht satt an den Wegrändern. Die  Bachminze weht mir  ihren süßlich-frischen  Duft in die Nase. Bienen und Hummeln suchen in dem Knabenkraut aufgeregt nach Nahrung. Das vermoderte und abgestorbene Schilf am Ufer vermischt sich mit dem Frauenmantel zu einer Sinfonie aus herber Sinnlichkeit.

Durch die Erlenzweige  und Uferpflanzen glitzert mir der See schon entgegen.

 

Noch ein kleines Stück bis zum Steg.

An einem dicken Holzpfahl ist unsere Lilly angebunden.

Es ist wie ein Ritual.

Die letzten Schritte werden langsamer.

Ich will diesen Anblick lange genießen.

Da liegt sie !

Festverzurrt zwischen den Laufbohlen schaukelt sie mir entgegen.

Die kleinen Wellen umspülen Ihren massiven Rumpf.

Ich stelle die Taschen vorne auf dem Bug ab, streiche ihr zärtlich über die Reling und betrachte das ganze Bild. Es ist wie ein Ritual.

Erst das ganze Bild. Die Lilly an der Schilfkante mit dem See im Hintergrund…dann betrachte ich sie von allen Seiten und suche  nach Veränderungen nach Beschädigungen.

Aber, außer ein wenig Möwenkacke auf dem Verdeck, hat sie sich nicht verändert.

Es ist ein guter Platz. Wenige Menschen kommen hierher…und keine, die unserer Lilly etwas Böses wollen.   

 

Ich steige über die Reiling,  ziehe den Reißverschluss hoch und es empfängt mich eine stickige Hitze.

Die Fender liegen im Innenraum, über den Anker stolpere ich.

Spinnweben hängen sich an meinen Hals und die Müslischüssel von Leon, mit Ihrem vertrockneten Milchrand, steht noch in der Spüle.

Nein …mit den Mittelmeer- Nobelkarossen , die in Cannes oder Marseille vor Anker liegen, kann sie nicht mithalten. Keine Mahagoni- Edelstahl- Yacht, die weiß und protzig in der Sonne glänzt…

Nein, unsere Lilly ist nur ein brandenburgisches Schilf-Buchten–Wochenend-Wohlfühl-Boot. Ein Schiff aus Stahl und Liebe.

Aber sie gehört uns ! Und es war eine der besten Entscheidungen, die wir  in den letzten Jahren getroffen haben.

 

Schnell ist die Plane hochgebunden, die Fender an den Außenklampen befestigt, der Anker auf die Heckseite gebracht, die Spinnweben mit den Händen weggewischt und Leons Schüsselchen unter der Spüle verstaut.  Die Decke auf der Bank gerade gerückt, zwei tote Fliegen vom Fußboden können  plötzlich wieder fliegen…und zwar über  Bord.

Halt, das Kajütfenster zum Lüften noch öffnen !   

 

Ich erinnere mich an mein erstes Mal, als ich dieses Boot sah, und weiß noch genau, was ich als schön empfand und was ich mit dem ersten Blick verändern wollte. Jetzt, nach 2 Jahren und nach 2 Ostern Bauzeit, ist sie eine richtig „Hübsche“ geworden.

Ihr massiger dunkelblauer Leib und die gelbe Bauchbinde. Der sanftbeige Oberbau, die neue Fenderleiste und die getönten Scheiben…das alles ist richtig schön geworden !  

                                            

Und jetzt stehe ich in der Küche, sehe die Edelstahlspüle mit dem Frischwasserschalter auf dem neuen Armaturenbrett, den neuen Fußbodenbelag, das aufgehübschte Steuerrad, die glänzende Glocke und die hydraulische Sitzbankklappe …und fühle mich zu Hause.

 

 Ich steige noch einmal nach draußen. Löse die Seile vom Steg und trage die zwei Taschen über die schmale Lauffläche ins Boot.

Und nun kommt der Moment, den man im Film nie sieht :

"Öffne den Benzinhahn, drehe den Hauptschalter auf „1“! , und der dritte Hebel ganz wichtig - Lasse das Wasser für die Motorkühlung hinein."

Und kein Kapitän an der Cote d’azure  hat jemals Angst, dass sein Motor nicht anspringt…ich schon !

"Befolge die gewohnte  Rituale, und lass dich nicht verwirren !

Pumpe dreimal vor, ziehe den Schock, drehe den Schlüssel bis zum Anschlag und richte deinen Blick gen Himmel !"

 Rummms …der alte Wartburgmotor lässt mich auch heute nicht im Stich !!!!

Ich liebe ihn !

Viele Jahre habe ich "Wartburgs" gebaut , heute dankt er es mir !

Er qualmt noch ein bisschen, aber das lässt er gleich.

Er läuft ruhig und gleichmäßig!

Ein kurzes Wendemanöver – und schon bäumt sich die See vor mir auf.

                                                                                                                     

"Die Schwalbe"fliegt über den Erie-See,
Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee ..."


Theodor Fontane. Fällt mir ein. 5 oder 6 Klasse. Ein langes Gedicht.  Auch das habe ich mit Oma Lilly gelernt. Aus der „Schwalbe“ wurde „Lilly“. Eine Huldigung an diese außergewöhnliche Frau ! Wenn du mich jetzt sehen kannst …vorne, ganz vorne würde ich dich hinsetzen !  

 

Die Sonne steht hoch über dem See und viele  Boote sind unterwegs. Segelboote, Paddelboote, Ruderboote, Hausboote …einige liegen am Schilfgürtel verankert unter den schattenspendenden Bäumen.

Sie warten auf den Abend.

Ich treibe die kleinen Wellen vor mir her und will erst einmal das Gefühl genießen unterwegs zu sein. Es ist sehr warm. Das Verdeck ist an allen drei Seiten offen, der Fahrtwind kühlt mein heißes Gesicht.

Aus dem Radio klingt laute „ Mir-geht-es gut-Sommer-Musik“…

Nirgends kann ich  die Welt und die Zeit so vergessen wie auf den endlosen Wegen des Wassers. Und dabei sind es nur die Brandenburger Seen. Wie mag es mir auf den Meeren dieser Welt ergehen ? Ich weiß es nicht. Vielleicht brauche ich den Blick ans Ufer ! Brauche die Endlichkeit meiner Augen. Ein Blick ins Endlose , ein Blick an den Horizont ohne Bäume und Schilf…nein. Das ist mir zu groß, zu weit,  zu mächtig, zu fremd !

Ich liebe meine kleine Seenwelt …mein begrenztes Sichtfeld, mein überschaubares  Zusammenspiel von Leben und Ruhe, von Tag und Nacht, von kleinen Wellen und großen Gefühlen. 

Vielleicht sagt dieses Verhältnis zwischen Meer und Seen  über einen Menschen mehr aus als alle Fragebögen.

 

 Ich schreibe diese Zeilen gerade vom Boot aus. Vor mir steht ein Fläschchen roter Sommerwein. Der Laptop hat noch Strom für eine Stunde. Ich sehe aus dem Fenster und sehe die kleinen Kreise, die die Fische in den Abendsee ziehen.  Die Sonne ist gerade untergegangen !  Wir schreiben den 13. August 2012.  

Es gibt Momente, da wird jeder Schweinehirte zum Dichter ! Heute Abend ist so ein Moment !       

 

Aber bis zum Abend ist es noch weit… 

Ich steuere die Lilly langsam und sicher durch die kleine Landenge. Eine Verbindung zwischen zwei Seen. Am Ufer sitzen Menschen und genießen in der Sonne ihre  getane Arbeit. Stege ins Wasser gebaut, dahinter eine kurz geschorene Wiese.  Sie haben noch ihre Latzhosen und ihre schweren Schuhe an, Kaffeetassen stehen auf dem kleinen Holztisch …Sie wissen um die Schönheit Ihres Grundstückes. Im Sommer sind die Gesichter freundlich. Im Sommer sind der Geist und die Gedanken leicht. Sie winken uns zu, ich winke zurück.  Ich denke noch, eigentlich eine Fernverkehrsstrasse zu Wasser - so richtig Ruhe haben die hier im Sommer nicht. Egal, ich würde gerne hier wohnen…

 

Der neue See. Eine riesige Wasserfläche liegt vor mir. Klein scheint mir die Lilly. Die Ufer sind weit, und ich kann die Geschwindigkeit noch weniger einschätzen. Ich orientiere mich an der Drehzahl vom Motor und halte Geradekurs.           

Barfuss und nur in kurzer Hose stehe ich vor dem Steuerrad. Ich lehne mich nach draußen. Der Fahrtwind umspült mein Gesicht. Die Sonne bricht sich in den kleinen Wellen und macht aus dem See eine Sehnsucht !   Ich fühle mich gut. Ist es dieser Blick auf das endlose Wasser, der jeden Seefahrer fasziniert und ihm das Fernweh nimmt ? Aufbruch zu neuen Ländern, zu neuen Abenteuern, zu sich selbst ?        

Ich will kein Horizont sehen, will nicht nach hinten schauen wo die Schiffschraube das Gestern in den See schreibt…ich sehe in die Sonne.   

 

Der Sonne entgegen. 

Tausend Gedanken passen zu diesem Bild. 

Ich suche mir das schönste aus und biege in eine kleine Bucht  ab !

Wir sind nahe der Schilfkante, der  Anker fällt nicht tief.  Langsam gleitet die Badeleiter ins Wasser.

Das Radio etwas lauter …es ist schön, im Wasser Musik zu hören ! 

Und schon tauche ich  unter …

Drei, vier kräftige Züge - untertauchen, Luft holen, das Gesicht freiwischen und die Muskeln anstrengen .

Ich spüre die Kraft  eines jungen, starken Mannes.

Ich drehe meine Kreise um das Boot und blase die kleinen Wellen vor mir her.

Wie immer versuche ich auf dem Rücken zu schwimmen. Es soll gut für die Muskulatur sein für einen, der nur am Schreibtisch sitzt. Warum fällt mir das Rückenschwimmen nur so schwer ? Ich halte es nicht lange aus. Es strengt einfach zu sehr an. Warum ? Es ist wie immer die Technik ! Egal was ich mache, beherrsche ich nicht die richtige Technik , fällt es schwer.  Tennis, Schlittschuhlaufen,  Singen …oder eben das Rückenschwimmen.    

Aber jetzt liege  ich im See, und ich will es !  Strenge dich an !  Es ist die Luft die mir fehlt, ich habe nicht das Gefühl, leicht über dem Wasser zu bleiben…

Mir fällt eine Geschichte mit meinem Vater ein. Warum gerade jetzt ?   Das Leben hält Parallelen oder Dejavus für dich bereit, die du nicht erklären kannst.   Mein Vater wollte mich mal für die Imkerei begeistern…er gab sich die größte Mühe! Bienenvölker bestimmen,  Königinnen  zeichnen, Waben bauen, den Honig lieben.    Ich konnte nicht ! Spätestens bei der Winterfütterung, wenn du die Zuckerwasserflasche mit einem Daumen zuhalten musst, bis sie kopfüber im Wabenloch stand. Ich habe jeden Abend geklebt bis zum Ellenbogen. Wahrscheinlich waren meine Daumen damals noch zu klein.

Ich war 15 Jahre alt.  

 Auch die Ernte war nur eine unangenehm klebrige Angelegenheit, die den ganzen schönen Sonnabend gedauert hat. Und das endgültige Aus kam beim Schwarmeinfang hoch oben im Birnbaum, mit einer Kiste unter dem Arm …und du musstest so lange auf den Ast einschlagen, bis die 10000 Ausreißer in den Kasten hineinfielen. Und wehe die Königin war nicht mit in der Kiste, dann ging es nebenan auf dem Apfelbaum weiter …auch da hatte ich  nicht das Gefühl, leicht über Wasser zu bleiben…

 

Ich will nicht mehr weiterfahren, hier ist es schön.

Hier bleibe ich für die Nacht ! 

Die Sonne steht noch hoch am Himmel. Ich sitze vorne auf der Bootspitze. Mein Buch zur Seite gelegt und denke an nichts. Einfach nur sitzen, die Sonne genießen und übers Wasser schauen !

Versunken in meinem Sessel umwehen  mich die warmen Winde, die heißen Sonnenstrahlen. Regungslos, still und nicht fähig mich jetzt zu rühren…jede Bewegung wäre Abbruch, Veränderung und Zerstörung.

Ich bin gefangen in diesem Moment.

Es ist eine Harmonie aus Natur und einem guten  Gefühl der vollkommenen Zufriedenheit. Ein Satz , den ich vor kurzem gehört habe kommt mir in den Sinn.

„ Zufriedenheit ist die Auflösung vom Gegensatz bei gleichzeitigem Weiterbestehen eines solchen. Und der Akzeptanz dessen.“

Stimmt dieser Satz ?  Wo ist hier ein aufgelöster Gegensatz, der trotzdem weiter besteht  ?  

Ich bin zu träge, gerade zu einfältig, um jetzt über den Sinn oder Unsinn dieses Satzes nachzudenken. 

 Genau das ist der Moment, wo du dich fallen lässt, der innere Antrieb ist weg, die  Muskeln erschlaffen…du ergibst dich deiner Ruhe.

Die Augen gehen mir zu . Die Gedanken werden flach und unwirklich…ich schlafe ein.

 

Und während ich in meinem Schlafreich König bin, geht das Leben draußen normal weiter. Libellen setzen sich auf die Reiling und treiben Ihr Liebesspiel. Die Plötzen stoßen durch die Wasseroberfläche und sammeln Mücken und Wasserläufer mit ihrem spitzen Maul auf. Die Deichralle umkurvt die einzelnen Schilfpflanzen wie Slalomstangen und der Haubentaucher steckt seinen Kopf tief ins Wasser…immer und immer wieder. Die Natur schläft nicht !

Eine lästige Fliege weckt mich. Kommt immer wieder. Ich schüttle mit dem Kopf, ähnlich einem Pferd. Will noch ein wenig schlafen , aber sie kommt immer wieder. Ich schlage nach ihr …mit geschlossenen Augen. Auf die Stirn. Auf das Ohr. Kein Mensch kann schlafen, wenn er sich auf den Kopf haut. Sie hat gewonnen …meine Augen blinzeln gegen die Abendsonne.

 

In der Pfanne perlt das heiße Fett. Ich breche den Pfeffer über den zwei roten Fleischstücken und schneide mir das Brot auf.

Rohes Fleisch in eine heiße Pfanne legen, ist wie die ersten Schläge auf einem frisch abgezogenen Tennisplatz...alles ist noch sauber und aufgeräumt. In der Werbung liegt immer noch ein Petersilliensträußchen auf dem Fleisch.

Auf dem Tennisplatz wären das die grünen Linien …

Diese kruden Gedanken laufen langsam durch meinen Kopf…machen kurz halt und sind auch schon wieder weg.

Während ich die Tomaten schneide und die  Gurke schäle, trinke ich den ersten Schluck vom roten Merlot.

Der Geruch vom verbrennenden Propangas,  der langsam den Innenraum erfüllt, erinnert mich an unsere Heimfahrt.

Vom Süden bis Norden. Von Köpenick bis Wedding, quer durch Berlin. An einem kalten regnerischen Samstag im November. Alle hatten Ihre Boote schon an Land. Keinem, mit Ausnahme der Berufsschifffahrt, einzigem  Boot sind wir begegnet. Alle Schleusen frei, alle Wasser still…, Die Bootsmenschen waren in ihren warmen Wohnungen oder  in ihrem  Supermarkt. Der Propankocher hielt unsere Scheiben frei und die Hände warm...

Ich erhebe mein Glas und höre mich sagen : „Zum Wohl, Udo !“

Warum geht es mir gerade so gut ? Ich suche die Antwort am Glas vorbei, im  Schilf, das nun langsam von der untergehenden Sonne einen rötlichen Schein bekommt.

Gibt es ein schöneres Sommergefühl, gibt es einen  authentischeren Moment  in den Abendstunden, draußen im Freien an einer gedeckten Tafel zu sitzen ?   Gibt es nicht !

Dieses Gefühl, in den wenigen warmen Nächten -  ist roter Wein, kleine Schweißperlen und schöne Sätze.   

Das ist die Leichtigkeit des Südens und die unbeschwerte Lust am Leben… das ist die Veredlung, das pikante Gewürz , der zarte Schmelz einer jeden Speise. Egal wo.  Ob unter dem wildem Wein in einer griechischen Taverne bei gebratenen Fisch, oder eine Lasagne in einem lebhaften Straßen Restaurant am Kollwitzplatz , oder nach einem heißen Tag eine frische Bratwurst bei Flaschenbier im Garten …oder eben auf einem Brandenburger-Schilfkanten-Wochenendboot bei untergehender Sonne.

 

 Der See liegt flach wie Öl. Auf der Wasseroberfläche spiegelt sich der halbe Mond. Es ist schon das dritte Teelicht, was vor mir ruhig niederbrennt.  Genug Licht, um mein Glas  nachzufüllen und die Tastatur auf meinem Laptop zu erkennen  !  Fernab jeglicher Zivilisation, an einer dichten Schilfgrenze, die alles Leben von mir fernhält, habe ich so manchen schönen Satz schon gefunden. Ich schreibe, um nicht zu vergessen. Ich forme Gedanken in Worte, die ich nie aussprechen könnte. Ich liebe es meine Beobachtungen zu beschreiben, ähnlich einem Maler der seinen Sonnenaufgang mit seinen Farben malt. Meine Farben sind die Worte.

 

Vorsichtig und leise gleite ich ins Wasser. In der Nacht ist man immer leise. Man zollt Ihr die ehrfürchtige Ruhe, die sie verdient. Sie holt die lange tiefe Luft vom lauten Tag. 

Das kleine Teelicht, mein Leuchtturm, das wie ein Stern auf das Deck gefallen ist, umkreise ich wie einen Schatz, den ich mir aufspare.

Drei Runden um die Lilly, dann stehe ich auf der kleinen Badeplattform neben der Leiter. Das Wasser war wärmer als die Nachtluft.

Mir ist etwas kalt.

Aber ich bleibe stehen…will es so. Will frieren. Ich will die Gegensätze. Den heißen Tag, die kalte Nacht, das Wasser und den Wein, die trägen einfältigen Gedanken am Nachmittag und die schönen verzweigten Gedanken in der Nacht. Ich liebe die Enthaltung genauso wie den  Überfluss. Wenn die leiblichen und überlaufenden Wohlgefühle sich manchmal in deinem Leib bündeln sollen, und das dann auch wirklich als Genuss zu spüren sein soll, dann ist das nur  mit Verzicht und Aufsparung möglich. Nur wer auf einer harten Parkbank geschlafen hat, weiß wie gut ein Bett sein kann… Freue mich auf meines hinter mir und will es morgen früh gerne wieder verlassen.

Ich will es spüren das Leben… heute und hier in einer sternenklaren Sommernacht an einer Schilfkante …

Morgen früh, wenn der Morgennebel wie ein zarter Schleier über dem See liegt, und das frische Wasser auf deiner nackten Haut dir mit jedem Schwimmzug das Erwachen in deinen Körper schickt. Und wenn der Fischreiher im Schilf steht und nach der Sonne ruft, die langsam hinter den Bäumen auftaucht. Und wenn du die Kraft spürst, den ganzen See zu durchschwimmen…dann merkst du, dass du lebst ! Dann fühlst du es…!

  

                 

Besser wird das Leben nie mehr. Niemals besser als jetzt.